Depression, soziale Isolation, Familienzusammenbruch, finanzielle Schwierigkeiten und Unfähigkeit, Hilfe zu erhalten - neben den körperlichen Folgen sind das häufige "Nebenwirkungen" eines Hirninfarkts oder einer Hirnblutung, landläufig auch als Schlaganfall bezeichnet. Aus Anlass des am 10. Mai stattfindenden "Tag des Schlaganfalls" haben wir wichtige Fakten zusammengestellt, welche die Tragweite dieser Erkrankung zeigen, aber auch ein Licht auf den Umstand werfen, dass ein Großteil der Fälle vermeidbar wäre und die Folgen bei intensiver Therapie für Betroffene wie Gesellschaft deutlich verbessert werden könnten.
1. Pro Jahr erleiden weltweit 15 Millionen Menschen laut Zahlen der WHO einen Schlaganfall, den fünf Millionen Patienten nicht überleben und der fünf Millionen Menschen dauerhaft beeinträchtigt zurücklässt.
2. Bei 270.000 Schlaganfällen pro Jahr in Deutschland ereignet sich alle 116,8 Sekunden einer hierzulande. Während Sie diesen Text lesen, wahrscheinlich zwei. In ganz Europa sind es rd. 600.000 - bis zum Jahr 2035 sagen Experten einen Zuwachs auf über 820.000 Fälle im Jahr voraus.
3. 70 % der Schlaganfälle, die sich hierzulande ereignen, wären nach Schätzungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zu verhindern, wenn eine entsprechende Vorsorge getroffen würde.
4. Zu den primären Risikofaktoren für Schlaganfälle gehören Bluthochdruck, zu hohe Blutfett- und Blutzuckerwerte, übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, Bewegungsmangel, Übergewicht, unausgewogene Ernährung und Stress - also Faktoren, die sich durch geändertes Verhalten und/oder medikamentöse Behandlung beeinflussen lassen.
5. Studien legen nahe, so die WHO , dass eine Reduzierung des systolischen Blutdrucks um je 10 mmHg das Schlaganfallrisiko für Menschen zwischen 60 und 79 Jahren um ungefähr ein Drittel senkt.
6. Etwa jeder vierte Schlaganfallpatient in Deutschland ist im erwerbsfähigen Alter. Auch Kinder sind betroffen: Pro Jahr treten hierzulande bei 200 bis 300 Kindern Schlaganfälle auf, wie im Jahr 2007 das Universitätsklinikum Münster (UKM) verlautbarte.
7. Nach Analysen des Erlanger Schlaganfall-Registers verursacht ein Hirninfarkt im ersten Jahr Behandlungskosten von durchschnittlich ca. 15.000 Eur, auf die gesamte verbleibende Lebenszeit gerechnet ca. 43.000 Eur.
8. Die geschätzten jährlichen Gesamtkosten von Schlaganfällen in der EU (Gesundheits- und Nicht-Gesundheitskosten) von über 45 Mrd. Eur steigen auch aufgrund der seit 20 Jahren stetig steigenden Überlebensraten.
9. Die höchste Rate von Schlaganfällen je 100.000 Einwohner weisen innerhalb der EU mit 180 bis 200 Fällen laut Daten des King's College Lettland, Bulgarien und Rumänien auf, die niedrigsten Raten (unter 50 Fälle) Spanien, Zypern und Großbritannien. Deutschland liegt mit knapp über 50 Fällen pro Jahr im vorderen Mittelfeld.
10. Für die erfolgreiche Rehabilitation gilt heute die frühe Mobilisation des Patienten als wesentlicher Erfolgsfaktor. Das "Zurück in die Senkrechte" dient dem vordringlichen Ziel, die Körperfunktionen des Patienten zu erhalten.
Mobilisation einer der Schlüssel für die erfolgreiche Therapie
"Die Auswirkungen eines Schlaganfalls sind weit mehr als nur ökonomisch", so Alexandra Stegmayr, Geschäftsführerin der faber Biomechanik GmbH. Überlebende leiden häufig an einer Langzeitbehinderung, einschließlich Problemen bei der Mobilität, Sehvermögen, Sprache, Gedächtnis, dazu kommen Persönlichkeitsveränderungen, Müdigkeit und Depression. "Die schnelle Mobilisation ist einer der Schlüssel für die erfolgreiche Rehabilitation. Da ist es aus unserer Sicht nicht hinnehmbar, dass die Umsetzung der Therapie zu häufig an zu wenig Personal scheitert." Das Start-up aus der Nähe von Regensburg arbeitet daher an der Markteinführung eines Multitherapiewagens - der Adiuvad soll die existierende Lücke zwischen Rollstuhl und Rollator schließen.
"Wenn es nicht gerade eine Spezialklinik ist, stehen gerade in der Akutphase häufig zu wenig Fachtherapeuten zur Verfügung, um intensiv mit den Patienten zu arbeiten", so Physiotherapeutin Christina Schmid. "Das bedeutet, mehr als eine halbe Stunde Therapie am Tag ist häufig nicht möglich, aber eigentlich viel zu wenig. Die Ursachen für diese zu geringe individuelle Betreuung liegen einerseits in den damit verbundenen Kosten, gleichzeitig ist Fachpersonal nur schwer verfügbar."
Der Adiuvad will als medizinisches Hilfsmittel genau dieses Problem adressieren. Er erlaubt es, das Gehtraining zu intensivieren, ohne dass dafür die ständige Begleitung eines Fachtherapeuten erforderlich wäre. Ein eingewiesener Betreuer, ob Pflegekraft oder Angehöriger, kann den Betroffenen beim Einstieg unterstützen und dabei begleiten, eigenständig Übungen durchzuführen so oft es seine Kraft zulässt. Damit wird zugleich ein weiteres wichtiges Ziel der Therapie verfolgt: das Wiedererlangen der Selbstständigkeit, die eine erhöhte Lebensqualität ermöglicht.
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