Auf sehr positive Resonanz des Bundesverbandes Lebenswelt Heim stößt die Ankündigung der neuen Bundesregierung, die Pflegereform zu ihrem ersten Regierungsvorhaben zu machen. Der Verband fordert für das „Jahrhundert der Pflege“ ein umfassendes Gesamtkonzept sowie zukunftsfitte Strukturen für die professionelle Langzeitpflege in Österreich.
„Die Pflege zählt zu einer unserer größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Wir brauchen dringend ein Gesamtkonzept, das neben alternativen Wohnkonzepten für das Alter über die Betreuung daheim und die mobile Pflege, ein gutes Schnittstellenmanagement und nicht zuletzt auch zukunftsfitte Strukturen für die stationäre Langzeitpflege schafft. Im Jahrhundert der Pflege geht es darum, die unterschiedlichen Angebote zu bündeln und die bestmögliche Pflege für die Menschen in unserem Land zu schaffen. Aktuell können bereits 1.500 Pflegebetten wegen akuten Personalmangels in Österreichs Alten- und Pflegeeinrichtungen nicht vergeben werden“, so Markus Mattersberger, Präsident des Bundesverbandes Lebenswelt Heim.
Ein drastischer Anstieg der Nachfrage nach öffentlich geförderten Pflegedienstleistungen in den nächsten Jahrzehnten fordert zukunftsfitte Strukturen. Diese gilt es jetzt zu schaffen. „Neun unterschiedliche Sozialgesetzgebungen der Länder, fehlende Leistungskriterien und unterschiedliche zur Verfügung gestellte Ressourcen – das ist die Basis, auf der Österreichs Alten- und Pflegeheime derzeit einheitliche und überprüfbare Leistungen in der Betreuung und Pflege ihre BewohnerInnen erbringen sollen. Das muss sich mit der Pflegereform ändern!“, zeigt sich Mattersberger überzeugt.
2050 werden 1,25 Mio Menschen in Österreich über 80 Jahre alt sein. Der bisherige Anspruch, dass die Familie ihre pflegebedürftigen Angehörigen versorgen soll, stimmt weder mit den Lebensrealitäten des 21. Jahrhunderts überein, noch mit der demographischen Alterung und der damit verbundenen, zu erwartenden hohen Pflegebedürftigkeit. Der soziodemographische Wandel ist begleitet von einem gesellschaftlichen Wandel – hin zu einer Singularisierung, weniger Nachkommen, gestiegenen Scheidungsraten, Zuzug in die Städte und einer Berufstätigkeit der Frauen. „Deshalb ist es wichtig, dass wir die professionelle Langzeitpflege ausbauen, eine große Ausbildungsoffensive starten, die Pflegeberufe attraktivieren und eine Qualitätsdiskussion führen: Welche Pflegequalität wollen wir in Österreich in Zukunft sicherstellen? Es geht zuerst um eine inhaltliche Diskussion, erst dann um eine Kostendiskussion. Und auch vor dieser brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn wie mehrere Studien aufzeigen: Jeder investierte Euro in die Langzeitpflege kommt mehr als 3 mal zurück“, betont Mattersberger.
Während die Niederlande, Schweiz, Norwegen, Dänemark zwischen 1,6% und 2,2% des BIP für stationäre Pflege investieren, sind es in Österreich gerade einmal 0,8%“. Gut ausgebildetes Personal kostet Geld, es stellt jedoch auch eine hochwertige Pflegequalität sicher, zahlt in unser Steuersystem ein und trägt damit zur Wertschöpfung bei. „Eine Win-Win-Situation für die pflegebedürftigen Menschen und unsere Gesellschaft! Pflege ist ein Beruf mit Zukunft!“, so Mattersberger abschließend.