Schönes und sicheres Zuhause: So wird die Wohnung alterstauglich

In rund zwanzig Jahren werden in Österreich mehr als 800.000 Menschen, also 9,2 Prozent beziehungsweise jeder zwölfte Bürger, 80 Jahre oder älter sein. Derzeit sind es mehr als 400.000 Menschen. Die meisten davon leben daheim oder werden in den eigenen vier Wänden gepflegt. Um Wohlbefinden und die Lebensfreude zu steigern, muss der Wohnraum jedoch den Bedürfnissen der Senioren angepasst werden. Das gelingt zum Teil schon mit einfachen Veränderungen.

Nur die wenigsten Menschen machen sich in der Mitte ihres Lebens Gedanken darüber, wie sie im Alter einmal leben werden. Für die meisten ist jedoch klar, dass sie auch ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen möchten. Was in „jungen Jahren“ kaum bedacht wird: Die Wohnqualität hat einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensfreude und das Wohlbefinden, deshalb sollte zeitgerecht damit begonnen werden, das Eigenheim so auszustatten, dass es trotz möglicher körperlicher Einschränkungen bewohnbar bleibt. Ideal wäre, schon in der Planungsphase Barrierefreiheit zu berücksichtigen. Prüfen Sie deshalb Ihre Wohnsituation vorausschauend, sowohl den Zustand Ihrer eigenen vier Wände als auch die Situation im Wohnumfeld und achten Sie darauf, ob gegebenenfalls Hilfen und Netzwerke zur Verfügung stehen.

Wohnen ohne Hindernisse

Eine der wesentlichen Anforderungen an einen altersgerechten Wohnraum ist, diesen barrierefrei zu gestalten. Stufen und Schwellen stellen oftmals unüberwindbare Hindernisse oder gefährliche Stolperfallen dar, die es auszugleichen gilt. Alle Räume sollen leicht und ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit begehbar sein. Achten Sie darauf, dass die Türbreiten und Bewegungsflächen in den Gängen, dem Bad und der Küche ausreichend sind und auch mit Rollator oder Rollstuhl problemlos genutzt werden können. Ältere Menschen, die im Haus auf einen Rollator angewiesen sind, benötigten dafür eine Bewegungsfläche von 1,20 Meter mal 1,20 Meter, Rollstuhlfahrer eine Fläche von 1,50 Meter mal 1,50 Meter.

Damit die Körperpflege nicht beeinträchtigt wird, sollte die Dusche ohne Niveauunterschied begehbar sein und die Badewanne eventuelle mit einem speziellen Lift ausgestattet werden. Sitz- und Aufstehhilfen, Haltegriffe und Geländer sorgen dafür, dass die Bewegungsfreiheit im ganzen Haus nicht eingeschränkt wird. Wesentlich sind auch eine gute technische Ausstattung sowie ausreichend Beleuchtung in allen Räumlichkeiten. Oft sind es Kleinigkeiten, die das Leben erleichtern – oder eben erschweren.

So wird Ihre Wohnung altersgerecht - vom barrierefreien Bad bis zur Küche

Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick, setzen Sie sich mit Ihrem Tagesablauf auseinander und vergegenwärtigen Sie sich, auf welche Hindernisse Sie während des Tages in Ihrer Wohnung stoßen und was Ihnen am meisten Probleme bereiten könnte.

Die meisten Hindernisse in Ihrem Wohnraum lassen sich ohne großen Kostenaufwand und schnell beseitigen, vorausgesetzt sie werden erkannt. Gemeinsam mit Angehörigen schaffen Sie sich rasch ein komfortables und sicheres Zuhause. Stellen Sie im ersten Schritt Möbel um, damit Sie Fenster und Einrichtungsgegenstände problemlos erreichen können. Trennen Sie sich von überflüssiger Einrichtung und teilen Sie die Zimmer neu, ihren Bedürfnissen entsprechend, auf. Achten Sie darauf, dass die Möbel stabil und die Bodenbeläge rutschfest sind.

Lose Läufer und freiliegende Kabel entpuppen sich häufig als gefährliche Stolperfallen. Durch die Montage von speziellen Holzklötzen unter dem Bett, Sofa oder Sessel erhöhen Sie die Möbel und erleichtern damit das Aufstehen und Hinsetzen. Sorgen Sie für eine stabile Sitzgelegenheit für das An- und Ausziehen von Schuhen und stellen Sie eine Schuhanziehhilfe bereit.Damit Sie sich daheim zurechtfinden auch wenn die Sehkraft nachlässt, sollten Sie für eine helle und schattenlose Ausleuchtung der Räumlichkeiten sorgen.

So bleibt das Bad eine Wohlfühloase

Die tägliche Körperpflege wird im Alter nicht leichter – vor allem wenn die Gestaltung des Badezimmers nicht auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt ist. Oftmals verbergen sich die größten Hindernisse und Gefahrenquellen in diesen kleinen Räumen. Sollten Sie die Toilette, die Dusche oder die Badewanne nicht mehr mühelos nutzen können, können je nach Bedarf kleine und große Hilfsmittel eingesetzt werden. Ein spezieller Duschstuhl oder ein an der Wand angebrachter Klappsitz ermöglichen es, auch im Sitzen duschen.

Wenn das WC zu niedrig ist, kann eine Toilettensitzerhöhung mit Armlehnen an jedem WC problemlos angebracht werden. Sparen Sie nicht bei Haltegriffen im Bad. Bei WC, Dusche und Badewanne angebracht, erleichtern sie nicht nur das Aufstehen sondern verbessern die Bewegungsfreiheit im Bad. Stürze mit bösen Folgen können durch rutschfeste Gummimatten in der Dusch- oder Badewanne verhindert werden. Stufenlose Duschen auf Bodenniveau sind am sichersten. Sie können, bei entsprechender Größe, auch mit dem Rollator oder Rollstuhl befahren werden. Eine sinnvolle Investition sind Wannenlifte, die das Ein- und Aussteigen in die Badewanne erleichtern.

Wieder hoch hinaus mit dem Treppenlift 

Sollte sich Ihr Wohnraum über mehrere Stockwerke verteilt, müssen Sie über eine gute Standfestigkeit verfügen. Andernfalls werden schon mäßig steile und gewundene Treppen zu unüberwindbaren Barrieren. Da der nachträgliche Einbau eines Aufzuges oftmals aus Platz- und Kostengründen nicht möglich ist, bieten sich Treppenlifte an. Diese Sitz- und Plattformlifte sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet und finden Platz in den schmalsten und verwinkeltsten Stiegenhäusern. Sitzlifte eignen sich für alle jene Menschen, die noch selbst gehen können, denen Treppensteigen aber schwerfällt. Sitzlifte verfügen über Arm- und Rückenlehnen, Sicherheitsgurt und einen Notstopp.

Moderne Modelle lassen sich bei Bedarf auch in einen Rollstuhllift umrüsten. Plattformlifte haben eine feste Bodenkonstruktion und kommen auch für den Außenbereich, etwa beim Zugang zum Haus, in Frage. Da die Kosten für Sitz- und Plattformlifte und das benötigte Zubehör hoch sind, empfiehlt es sich, die Angebote der verschiedenen Hersteller zu vergleichen. Tipp: Selbst renommierte Anbieter verfügen über ein breites Sortiment gebrauchter Lifte, die bestens aufbereitet wurden und den nötigen Sicherheitsstandards entsprechen. Fragen Sie unbedingt danach.          

Einmal Küchenchef, immer Küchenchef

Wer gerne selbst kocht, sollte auch im Alter nicht darauf verzichten. Wie in allen Räumen sollte auch im Kochbereich genügend Platz zur Verfügung stehen. Kleine Veränderungen machen es möglich: Überdenken Sie die Ordnung in der Küche neu und sortieren Sie einfach um. Platzieren Sie täglich benutztes Geschirr oder Utensilien, wie Glas- und Dosenöffner in greifbarer Reichweite. Selten genutzte Gegenstände sollten in schwerer zugänglichen Oberschränken verstaut werden. Statten Sie die Oberschränke mit Böden aus Sicherheitsglas aus, zusammen mit innen an der Decke angeklebten Spiegeln haben Sie einen besseren Überblick.

Unterschränke sind bequemer nutzbar, wenn sie mit leichtgängigen Schubladen oder ausziehbaren Drahtkörben ausgestattet sind. Langes Stehen ist anstrengend deshalb können Teile der Arbeitsplatte tiefer montiert werden. Durch das Entfernen des Unterschrankes verschaffen Sie sich Beinfreiheit und können im Sitzen Ihrer kulinarischen Leidenschaft fröhnen. Alternativ können Sie auf eine Stehhilfe zurückgreifen.

Auf die richtige Höhe kommt es an

Damit der Alltag, trotz körperlicher Einschränkungen, reibungslos abläuft, ist es wichtig, Griffe und Bedienvorrichtungen mühelos zu erreichen. Experten empfehlen daher auf eine bedienfreundliche Greifhöhe zwischen 85 und 105 Zentimeter zu achten. Und zwar bei Lichtschaltern, häufig benutzten Steckdosen, Sprechanlagen, Reglern von Heizkörpern, Garderoben sowie Tür- und Fenstergriffen. Sollte sich die Verlegung oder der Einbau in die gewünschte Höhe als schwierig erweisen, können Funksteuerungssystem hilfreich sein und die Selbstständigkeit erhalten. Die Installation moderner Technik erleichtert das Leben im Alter und erhöht die Sicherheit. Beliebt und praktisch sind etwa elektrische Tür- und Fensteröffner sowie Bewegungsmelder in den Räumen, die automatisch das Licht an- und ausschalten.

Foto: Shutterstock/Monkey Business Image

 

 

 

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