Was Anti-Aging Wirkstoffe wirklich können

Der Anti-Aging-Markt boomt: Mit einer Lebenserwartung, die so hoch ist wie nie zuvor, ist es nur allzu verständlich, dass wir auch im fortgeschrittenen Alter so gut wie möglich aussehen möchten – und Anti-Aging Cremes sind dabei eine große Hilfe. beautypress hat einen Überblick über bewährte, vielversprechende und unterschätzte Wirkstoffe erstellt, die für ein jugendliches Erscheinungsbild sorgen.
 
Kollagen: Mit jeder Faser der Haut
Kollagene sind die Strukturproteine, die mit über 60 Prozent den Haupt- und wichtigsten Faserbestanteil des Bindegewebes bilden. Der Name Kollagen stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Leim erzeugend“. Die verschiedenen Kollagentypen werden in den im Bindegewebe vorkommenden Zellen gebildet, den sogenannten Fibrolasten. Mit zunehmendem Alter wird das Bindegewebe jedoch schwächer und es kommt zu einem Abbau der kollagenen und elastinen Fasern in der Haut. Dies führt zu einem Elastizitätsverlust und auch die Energie in den Kollagen produzierenden Zellen nimmt ab. Als Folge davon wird die Haut zunehmend trockener, es bilden sich Falten und sie ist durchlässiger für äußere Angriffe. Viele Kosmetika enthalten deshalb Kollagen bzw. hydrolisiertes Kollagen. Kollagen kann bis zum 15-fachen seiner Masse an Wasser aufnehmen und weist damit ein beachtliches Wasserbindungsvermögen auf. Als multimoleküles Protein dringt es zwar nicht tief in die Haut ein, bildet aber einen Film auf ihrer Oberfläche, der sie vor dem Austrocknen bewahrt. Um die Wirkstoffpenetration zu optimieren, arbeiten viele Hersteller daran, die Aufnahme des Kollagens in tiefere Hautschichten zu ermöglichen. So binden sie es beispielsweise an Hyaluronsäure, die das Kollagen dann in die tieferen Schichten transportiert. Andere Produkte enthalten dagegen Wirkstoffe, die die hauteigene Kollagenbildung anregen und synthetisch produziert werden können, während Kollagen gewöhnlich aus Tiergewebe hergestellt wird.  

Hyaluronsäure: Wasser marsch für die Haut
Als extrazellulärer Bestandteil der Matrix steckt Hyaluronsäure (von gr. „hyalos“ = gläsern) zu über 50 Prozent in den Zellzwischenräumen der Dermis. Sie ist die Wasserquelle unserer Haut, denn Hyaluronsäure kann große Mengen Flüssigkeit binden: Ein Molekül kann bis zu sage und schreibe 6000-mal mehr Wasser binden als es selbst wiegt. Doch im Alter baut sich der Säureanteil immer weiter ab: Bereits mit 40 Jahren enthält die Haut nur noch ungefähr 60 % ihrer ursprünglichen Menge an Hyaluronsäure. Sie wird sowohl auf biotechnologischem Wege als auch aus tierischem Ausgangsmaterial wie z. B. Hahnenkämmen gewonnen. Biotechnisch kann die Hyaluronsäure in kleinen Fragmenten produziert werden. Auf diese Weise liegt sie nicht mehr wie ein schützender Film auf der Hautoberfläche, sondern dringt tief in sie ein und spendet dem Teint Feuchtigkeit. Hyaluronsäure wird auch zur Therapie der Arthrose von Gelenken eingesetzt. Seit den 1990er-Jahren ist sie in der ästhetischen Medizin als sog. „Filler“ zur Faltenunterspritzung beliebt.
 
Retinol: Der Klassiker für ein jugendliches Erscheinungsbild
1913 entdeckte der amerikanische Biochemiker Elmer McCollum den Wirkstoff Retinol. Als reine Form des Vitamin A spielt es eine wesentliche Rolle für die Wachstumsprozesse der Zellen. So wird es über die Nahrung aufgenommen und größtenteils in der Leber gespeichert, von wo aus es freigesetzt und in jede Zelle des Körpers transportiert wird. Retinol schützt die oberste Hautschicht und regt außerdem die Bildung von Kollagen an. Über Retinol-Pflegeprodukte kann die Haut das notwendige Vitamin A auch von außen aufnehmen. Die Konzentration der entsprechenden Produkte darf in Deutschland maximal 0,3 Prozent betragen, da es sonst zu Hautreizungen kommen kann – doch bereits diese geringe Menge regt die Fibrolasten an und aktiviert die Zellteilung. Es regeneriert die Oberschicht der Haut, reduziert die Faltentiefe nachweislich und kann auch Sonnenschäden beheben. Retinol reagiert jedoch sehr empfindlich auf Licht, Wärme und Sauerstoff und sollte deshalb licht- und luftdicht aufbewahrt werden.
 
Q10 (Coenzym Q10): Der Energiespender  
Das Coenzym Q10 ist eine vitaminähnliche Substanz, die im Körper vorkommt und für die Produktion und Freisetzung der körpereigenen Energie wichtig ist. Den größten Teil seines Bedarfs produziert der Körper selbst, während wir ca. 10 Milligramm über die Nahrung aufnehmen. Studien zeigen jedoch, dass bei einer Reihe von Krankheiten ein stark erniedrigter Q10-Spiegel vorliegt. Auch mit zunehmendem Alter sinkt die Q10-Konzentration. Doch Q10 ist gerade als Antioxidans ein besonderer Schutzstoff für die Haut, weil es sie vor negativen äußerlichen Umwelteinflüssen bewahrt und zahlreiche weitere Prozesse wie Synthese, Reparatur und Schutz aufrechterhält.
Als lipophiles Molekül kann Coenzym Q10 ganz einfach in die Ölphase von Cremes oder Lotionen eingearbeitet werden. Es dringt tief in die Haut ein und beeinflusst den Zellstoffwechsel positiv. Seine Wirkung ist in zahlreichen Studien nachgewiesen: Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass Coenzym Q10 die Keratinozyten in der Haut vor UVA-bedingten Schäden schützt und die Bildung von Hyaluronsäure anregt. Die Haut wird somit elastischer und die Faltentiefe reduziert.  

Vitamin E (Tocopherol): Natürlich jung
Als eines der ausschließlich von Pflanzen produzierten Vitaminen ist Vitamin E vor allem in Pflanzenölen und Pflanzenfetten enthalten. Doch das lipophile Vitamin ist auch als ein besonders hochwirksames Antioxidans bekannt: Es schützt die Haut gegen die schädlichen Auswirkungen der freien Radikale wie z. B. UV-Strahlung. Zudem verbessert Vitamin E die Wasserbindefähigkeit der Hornschicht. Als Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten kann es aufgrund seiner Fettlöslichkeit in großen Mengen in die Hornschicht eindringen, wo es zur Glättung von Fältchen, einer Erhöhung der Widerstandskraft sowie einer Verbesserung der Wundheilung beitragen kann.
 
Phytohormone: Mit der Kraft der Pflanzen
Phytohormone sind derzeit ein vielversprechender Trend in der Anti-Aging-Pflege. Sie haben beim Menschen eine ähnliche Wirkung wie körpereigene Hormone, wirken stimulierend und belebend, regen die Eigenproduktion von Kollagen an und steigern die Hautelastizität. Die Phytohormone des Rotklees beispielsweise beschleunigen das Zellwachstum und bewahren die Haut vor UV-Lichtbedingter Alterung. Nicht nur in Asien, sondern auch hierzulande werden die hautschützenden Auswirkungen der Sojabohne geschätzt: Mit östrogenähnlicher Wirkung regt diese nämlich nicht nur das Zellwachstum an, sondern verhindert auch den Abbau von Kollagen und Elastin, erhöht die Bildung hauteigener Hyaluronsäure und stärkt außerdem die Hautdichte. Hopfen, Frauenwurzel und Wanzenkraut haben als sog. Phytoöstrogene einen ähnlichen Effekt.
 
Peptide: Wirkstoffe mit Zukunft
Peptide sind im Wesentlichen Moleküle, die aus Aminosäuren aufgebaut sind. Dabei unterscheidet man zwischen Oligopeptiden, die aus wenigen Aminosäure-Einheiten aufgebaut sind, und Polypeptiden aus sehr vielen Einheiten. Aus der medizinischen Forschung sind Peptide nicht mehr wegzudenken – und auch in der Anti-Aging-Pflege spielen sie eine wichtige Rolle. An der Hautoberfläche entfalten sie eine straffende Wirkung, da sich die Amid-Bindungen über Wasserstoffbrücken mit dem Keratin des Stratum corneums verankern. Zudem binden auch sie sehr gut Wasser, ähnlich wie Aminosäuren und Hyaluronsäure. Die Haut wird glatt und mit Feuchtigkeit versorgt. Liposomal verkapselte Signalpeptide dringen sogar tief in die Hautschichten ein und wirken unter der Haut: Sie stimulieren die Kollagensynthese, fördern die Regeneration und Zellbildung der Haut.
 
Polyphenole: Alles andere als eine Randgruppe
Polyphenole treten auch in den Randschichten vieler Obstsorten auf, so z. B. in der Schale von Äpfeln oder Weintrauben. Sie schützen die Zellen vor äußeren Angriffen. Auch die Kosmetik hat sich ihre besonderen Eigenschaften längst zunutze gemacht. Ein bekanntes Polyphenol ist Resveratrol, das als natürlicher Wirkstoff in der Weinrebe vorkommt. Es soll sogar in der Lage sein, Schäden an der DNA zu reparieren. In der Anti-Aging-Pflege stimuliert es die Produktion von Kollagenfasern, erhöht dadurch die Hautdichte und versorgt darüber hinaus mit den essentiellen Omega-Fettsäuren die Haut mit wichtigen Nährstoffen.
 
Betaglucan: Repariert Zellschäden
Betaglucan ist ein natürliches Polysaccharid, das aus Austernpilzen gewonnen wird. Seine immunstärkenden Eigenschaften sind vor allem in der Nahrungsergänzung schon seit langem bekannt, doch gleichzeitig gilt es als hochwirksamer Anti-Aging-Wirkstoff, da es Zellschäden reparieren kann, die Haut beruhigt und einen positiven Effekt auf den Feuchtigkeitshaushalt hat.  
 
Alpha-Liponsäure: Sauer macht jung
Die alpha-Liponsäure wird zum größten Teil über die Nahrung aufgenommen und spielt als Coenzym bei vielen Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle. Sie gilt als effektives Antioxidans, denn sie bekämpft oxidativen Stress besonders wirkungsvoll. Zudem wehrt sie freie Radikale ab und erhöht die Konzentration der körpereigenen Antioxidantien. Die Säure entfaltet sowohl in wasser- als auch fettlöslicher Umgebung ihre Wirkung und kann Untersuchungen zufolge auch reparierende Enzyme bilden, die durch UV-Licht beschädigtes Kollagen abtragen und winzige Narben heilen.

Foto/Quelle: Shutterstock/AXL, medicalpress

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